Nach dem entspannten Nachmittag gestern, rafte ich mich mit der eigentlichen Intension auf, das Viertelfinale unserer Jungs gegen China zu schauen. Die Turnhalle war in den vergangenen Tagen für Vorrundenspiele bereits gut gefüllt, aber an diesem Abend war sie beinahe ausverkauft. Grund dafür war die Viertelfinal-Teilnahme der Frauen und Männer aus Taiwan. Während bei meiner Ankunft fast alle Frauen-Partien vorbei waren und 3 der 4 Männer-Teams bereits angefangen haben, lief immer noch Taiwan gegen Nordkorea. Bei einem Spielstand von 2-2 fing das entscheidende Match an – und Leute, sowas habe ich noch nie erlebt: Zum einen schaute die ganze Halle bei einem FRAUEN-Spiel zu, während alle anderen Männer-Spiele (Japan vs. Russland, Nordkorea vs. Südkorea, Deutschland-China) Nebenrollen spielten, und zum anderen war die Lautstärke und Stimmung so ohrenbetäubend laut und gut, dass man gezwungen war dort mitzufiebern (Sorry, Jungs!). Ich war zwar bei der Heim-WM in Dortmund und Düsseldorf dabei, wo auch immer mal Asiaten mitgereist sind und man einen Vorgeschmack bekommen hat – aber das übertraf noch einmal alles. Wahnsinn, wie sie ihre Spieler dort angefeuert haben! Taiwan hat letztendlich bei den Frauen und Männern das Halbfinale erreicht. Unsere Jungs blieben leider chancenlos gegen China, außer Luci, der sogar einen Satz gewann!
Heute verlief mein Tischtennis-Tag ähnlich wie gestern. Entspannt absolvierte ich mein erstes Spiel in der Gruppenphase gegen Brittany Faith Joseph aus Trindad Tobago. Da mich seit Tagen die Erkältungssymptome plagen, ist mir der entspannte Plan ganz recht. Zum Glück konnte ich ein sicheres 3-0 einfahren, sodass ich nach 12 Minuten Matchzeit direkt wieder den Bus ins Athletendorf nehmen konnte. Morgen steht dann das entscheidende Spiel um den Gruppensieg gegen die Taiwanesin an – ich geh da zwar als krasser Underdog rein, aber vielleicht kann ich sie ja ein wenig ärgern!
Da der ganze Nachmittag noch vor uns lag, machte ich mich mit Yuko und Yvonne zu den deutschen Basketballern, die heute gegen Kanada ebenfalls um den Gruppensieg spielten. Die Basketball-Wettkämpfe finden in der Taipei Arena statt, in der wir bei der Eröffnungsfeier auf unseren Einlauf gewartet haben. Dort angekommen, erwartete uns eine riesige Schlange vor der Arena, denn auch diese war wohl beinah ausverkauft. Zum Glück erkannte uns ein Volunteer, brachte uns ohne Wartezeit durch die Menge und geleitete uns zu exklusiven Seats ganz vorne am Feld. Die Basketballer beziehen ein Apartment im gleichen Stock wie wir, weshalb wir ihnen immer mal wieder über den Weg laufen. Und ich kann euch sagen: Ich bin ja nun echt nicht so klein, aber den Jungs reiche ich tatsächlich nur bis zu den Achseln. Im ersten Viertel noch chancenlos gegen die Kanadier, die bekanntlich nach den Amerikanern eine sehr starke Basketball-Nation sind, kämpften sich die Deutschen im zweiten und dritten Viertel ran, bis der Ausgleich gelang. Und dann wurde es in den letzten 15 Minuten richtig verrückt: Tricks und Würfe, die man sonst nur in der NBA sieht – und das vom deutschen Team! So war der (unerwartete?) Sieg vollbracht und wir waren dabei!
Kurz nach 17 Uhr und das danebenliegende Stadion lockte zum Leichtathletik-Zuschauen ein. Auch hier das gleiche Bild wie vorhin: Riesige Schlangen vor dem Eingang und kein Ende in Sicht. Eine Volunteer schickte uns ans Ende einer Schlange und wir brutzelten in der Hitze. Zum Glück auch hier wieder nur 2 Minuten. Denn dann erkannte uns eine Organisatorin dort; entschuldigte sich vielmals, dass uns da jemand in die Schlange geschickt hat und brachte uns natürlich straight in das Stadion-Innere – natürlich wieder auf VIP Seats mit direkter Sicht auf die Zielgerade der Laufbahn. Wir durften also die 200m Halbfinals der Frauen, die 400m Hürden Halbfinals der Männer und Frauen jeweils, sogar das Finale der 400m Frauen und das Finale 1500m Männer sehen. In der letzten Disziplin lief der deutsche Timo Benitz tatsächlich zu Gold und wir waren dabei! Parallel fing das Hochsprung-Finale der Männer an, wo ebenfalls ein deutscher Athlet Gold gewann: Falk Henning Wendrich. Was für ein erfolgreicher Tag des deutschen Teams und wir hatten das Vergnügen ein paar dieser Erfolge miterleben zu dürfen.
So kann es weitergehen. Ich bin gespannt, was die nächsten Tage uns so bringen 🙂
Liebe Grüße und gute Nacht, Huong
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