Team- und Doppel-Wettkampf

Das deutsche Mädels-Team

Mittlerweile haben wir es schon Donnerstag und ich habe tatsächlich den ganzen Nachmittag frei, um euch auf den neusten Stand der Dinge zu bringen. Wie bereits erwähnt, stand gestern mein erstes Spiel hier im Turnier an: In unserem letzten Gruppenspiel im Team-Wettbewerb ging es gegen die Estländerinnen, die in den beiden Spielen zuvor gegen Chile und Russland unterlegen waren. Katharina gönnte sich eine Pause, somit wir mit mir an Position 1, Yvonne an 2 und Yuko an 3 gespielt haben. Etwas nervös ging ich in die Partie; spielte aber alles, so gut es ging, kontrolliert und sicher, sodass am Ende ein 3-0 nach 14 Minuten als Ergebnis feststand. Für das erste Spiel im Wettbewerb war das eine gute Leistung, auch wenn die Gegnerin soweit noch kein Gradmesser war. Dieser sollte nämlich erst am Abend kommen.. Yvonne und Yuko legten jeweils mit dem gleichen Ergebnis nach; damit beendeten wir die Gruppenphase mit dem 2. Platz.

Huong vs. Jeon Jihee

Am gleichen Tag um 18 Uhr folgte das Achtelfinale. Die Auslosung meinte es entweder nicht oder sehr gut mit uns, je nachdem aus welcher Perspektive man es betrachten mag. Südkorea sollte der Gegner heißen, angeführt von der Weltranglisten 20ten Jeon Jihee (!). Als Nummer 2 haben sie zusätzlich noch Lee Eunhye dabei, die in der Welt auf Platz 89 zu finden ist. Also ein riesen Hammer, der von uns eigentlich nicht zu bezwingen ist. Andererseits: Wann bekommt man je wieder so eine Chance gegen solche Spitzenspieler zu spielen? Nagut, am Sonntag nochmal, aber dazu gleich mehr. Yvonne verzichtete freiwillig auf einen Einsatz, damit ich noch einmal spielen darf – darüber habe ich mich tierisch gefreut! Und plötzlich stand ich da an Tisch 4, gegenüber Jeon Jihee und ich führe 1-0 im ersten Satz: YUHU! Okay zugegeben, es ging danach sehr schnell: 4-11, 5-11, 6-11. Gefühlt habe ich dennoch gut gespielt, auch wenn sie mir hier eine kostenlose Lehrstunde verpasst hat. Da Katharina 0-3 gegen Lee Eunhye und Yuko 1-3 gegen An Yeongeun ebenfalls verloren haben, war für uns in der Runde der letzten 16 Endstation. Unsere Jungs dagegen hatten ein wenig mehr Losglück und erwischten Großbritannien. Nach deinem 3-2 Sieg gegen die Briten, dürfen sie sich heute Abend im Viertelfinale über China freuen. Mal sehen, ob sie die Chinesen ärgern können! Wie ich hörte, ist ein ehemaliger Jugendweltmeister dabei.

[Interessanter Side Fact, den ich wieder von Yuko gelernt habe: Wie Jeon Jihee sind viele asiatische SpielerInnen gebürtige Chinesen, die sich in Südkorea oder Japan (Bspw. auch Harimoto) einbürgen lassen. Wieso haben sie dann südkoreanische bzw. japanische Namen? Bei der Einbürgerung muss man seinen chinesischen Namen ablegen und einen koreanischen bzw. japanischen annehmen. Habe ich nicht gewusst! Lustigerweise habe ich überlegt, welchen deutschen Namen ich mir geben lassen würde, wenns in Deutschland auch so wäre. Ideen?]

Deutschland vs. Südkorea

Da pro Nation nur zwei Mixed-Doppel (Luci/Yuko und Katharina/Hermann) starten dürfen, trete ich in den kommenden Tagen nur noch im Doppel und Einzel an. Während heute schon die erste Doppel-Runde anlief und ich mit Katharina ohne Probleme gegen die Brasilianerinnen Nakashima/Silva 3-0 gewonnen habe, wartet am Sonntag in der Runde der letzten 32 wieder ein bekanntes, südkoreanisches Hammerlos: Jeon Jihee und Lee Eunhye. Also Losglück oder Lospech? Ich kann es noch nicht richtig sagen.. 😉 Im Einzel wird in 3-er Gruppen gespielt, wobei nur der Gruppensieger in das Hauptfeld einzieht. Ich habe zum einen Brittany Faith Joseph, eine Spielerin aus Trinidad & Tobago, die hoffentlich schlagbar sein wird, und zum anderen die Linkshänderin Lin Chia-Chih (Taiwanesin und 151 der Welt), gezogen. Letztere wird wohl eher eine harte Nuss.. aber man weiß ja nie! Absolvieren werde ich morgen und übermorgen jeweils ein Einzel – das Wochenende wird mit jeweils nur einem Spiel pro Tag recht entspannt ablaufen.

Buddhistischer Tempel

Und jetzt noch, wie versprochen, der Nachtrag zum Montagabend: Einige unserer Gruppe schlossen sich den deutschen Badminton-Spielern zu einer kleinen Stadtführung am Abend an. Glücklicherweise bieten die Veranstalter vor Ort kostenlose, persönliche Rundgänge mit Volunteers an, sodass wir uns nicht auf eigene Faust durch Taipei zurecht finden mussten. Wir besuchten unter anderem einen Nachtmarkt, erkundeten die verrücktesten Leckereien und Geschäfte, einen buddhistischen Tempel und speisten in einem echten taiwanesischen Restaurant. Auffällig war vor allem wieder, wie freundlich und hilfsbereit viele Menschen sind. Erstaunt war ich vom Verkehr – nichts mit überfüllten Straßen und Verkehrschaos, alles läuft hier sehr ruhig und geregelt hab. Auch digital und modern sind die Asiaten unterwegs. In den meisten öffentlichen Einrichtungen, wie bspw. U-Bahn, kann man mit Smartwatch (die ich hier ja bekommen habe) oder kontaktlos mit Karte bezahlen. Wenn ich da an die LVB und die Münzautomaten von Zuhause denke! Da sind sie hier schon viel weiter.

Ach ja, eine verrückte Sache muss ich noch los werden. Kennt ihr Squat Toilets? Falls nein, einfach mal bei Google eingeben. Also zum Glück gibt es meistens noch alternativ eine normale Toilette. Für diejenigen, die nicht ganz so gelenkig und treffsicher sind wie ich..

Liebste Grüße und einen schönen Tag wünsche ich euch!

Huong

 

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